longboarder vs. skater

interview mit dem skater und longboarder niklas krah

niklas, du bist skateboarder, arbeitest aber seit jahren bei LANGBRETT, die ja longboards herstellen. gibt es da nicht spannungen zwischen longboardern und skateboardern?

das verhältnis zwischen klassischen skatern ist angespannt, längst aber nicht mehr so schlimm wie vor ein paar jahren. ich fahre ja auch entspannt mit dem longboard zur arbeit und gehe abends skaten. im skatepark gibt es dann schon mal probleme.

du meinst longboarder stören dort?
skater wollen prinzipiell in ruhe gelassen werden. bmxer, inliner und andere sind bei vielen skatern nicht gerne gesehen, die modernen parks haben aber meist aufgeteilte bereiche, so dass sich niemand in die quere kommt. im skate-fachhandel taucht zudem immer mehr longboard-zubehör auf. die bereiche vermischen sich. viele skater haben noch alte poolbretter im keller, unter die sie sich ein set weichere rollen montieren, weil das fahrgefühl einfach schöner ist. und schon sind sie longboarder. schnell gibt es nachahmer, schon ist ein trend geboren.

ist longboarden also eine mode?
im skaten und longboarden geht es definitiv ums nachmachen. also um mode. beides existiert aber traditionell und hat auch seine berechtigung. besonders bei der kleidung entwickeln sich hier kurzlebige modetrends. noch vor wenigen jahren war man nur cool, wenn man mit einem fetten element-shirt rumfuhr, möglichst breite schuhe trug. heute ist das gegenteil der fall. basics sind angesagt. die kids imitieren meistens, was die profis tragen. wenn die wieder mit riesenprints anfangen…

und wie ist das mit den orten, wo die leute skaten?
es gibt immer mehr skateparks in den städten. da rennen dann alle rollerfahrer, bmxer, inliner und skater hin und einige behaupten steif und fest, sie hätten ein größeres recht, dort zu sein als die anderen. die kreativeren skater suchen sich ihre strecke aber in der stadt. viele ziehen dorthin, wo sie gut skaten können.

und wo ist für dich der beste ort?
ich bin früher 24 stunden mit dem bus nach barcelona gefahren, nur weil man dort im stadtbild optimale bedingungen zum skaten findet. heute versuche ich, mir meine umgebung skatebar zu machen. schon morgens beim brötchenholen entdecke ich stufen und treppengeländer, die ich in meinen weg mit dem brett einbaue. kreatives skaten in der stadt ist meine favorisierte art der fortbewegung. leider haben es sich die stadtplaner hier in düsseldorf zur aufgabe gemacht, das skaten zu unterbinden. schlechte, raue bodenbeläge überall, skater-feindliche architektur mit skate-stoppern auf bänken, mauern, treppengeländern und sogar auf radwegen. das bedeutet extreme unfallgefahr für uns skater und longboarder. das war in spanien damals anders.

hat sich die skate-kultur seit deiner zeit in barcelona verändert?
definitiv. musik, klamotten, einfach alles. es geht extrem schnell.

wie passiert das? merkst du es bei deiner arbeit im LANGBRETT laden?
ein beispiel: eine zeit lang haben wir anstelle eines gürtels einfach einen schnürsenkel genommen, um unsere hosen festzubinden. wir hatten gerade keinen gürtel, das war alles. und was passiert? eine mutter kommt in den laden, weil ihr sohn einen dieser gürtel möchte, der aussieht wie ein schnürsenkel. die mode und kultur verändert sich so extrem schnell, weil es beim skaten offensichtlich nicht nur ums skaten, sondern auch ums cool-sein, also ums aussehen geht.

ist bei den materialien eine ähnliche entwicklung ablesbar?
beim skaten sind die materialien sehr klassisch. gepresste ahornbretter in standardmaßen. wenig experimente mit faser-verstärkungen oder ähnlichem. beim longboarden sieht das anders aus. wegen der unterschiedlichen ausrichtungen wie downhill, slalom, dance gibt es zahlreiche brettformen und materialien. da will jeder was anderes. wir haben uns auf die cruiser spezialisiert und haben damit unsere stammkundschaft gefunden.

gehören dazu auch skater?
klar. wir vertreiben die decks von almaro, einem kleinen regionalen label. unseren kunden ist der regionale bezug im allgemeinen sehr wichtig. das ist für uns angenehm, weil wir dadurch etwas unabhängiger von trends sind.

danke, niklas.